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Zentrales Besprechungsorgan von keinVerlag.de Ausgabe 97/2006 - Do., 28. Dez 2006
Ein gespenstischer Geruch von Asche
Hazzard, Shirley: Das Große Feuer. Roman. München - Wien (Carl Hanser), 2006 - Eine Rezension von kirchheimrunner

Bibliografische Daten:
Verlag: Carl Hanser
Ort: München - Wien
Erscheinungsjahr: 2006
Preis: 24,90 Euro
ISBN: 3446207155

Shirley Hazzard, 1932 in Sidney geboren, arbeitete bereits als 16-jährige für den britischen Geheimdienst in Hong-Kong und berichtete über den Bürgerkrieg in China. Für Ihre Romane erhielt sie mehrere Preise; u.a. dem National Book Award.
Mit einem großen Feuer - mit einem alles zerstörenden Atomblitz - ist der Krieg in Asien zu Ende gegangen. Die Autoren erzählt in einer Sprache voll Mitgefühl, Takt, Esprit und mit zauberhaft eingestreuten expressionistischen Bildern, von Menschen, die versuchen eine neue Welt, eine neue Zukunft zu erfinden.

Als Romanautorin kann die Australierin Shirley Hazzard den Menschen das zurückgeben, was schon lange verloren schien:

Warum Liebe ein Zauber ist, etwas sehr zerbrechliches; etwas das wachsen darf und beschützt werden muss. Mit einer unglaublichen Zartheit knüpfen sich in diesem faszinierenden Roman die Bande zwischen den Menschen.

Das Buch beginnt mit der Unabänderlichkeit, die einem abfahrenden Eisenbahnzug durchläuft wie eine Ausdünstung; - Tokyo’s Vororte sind 1947 immer noch verkohlt. Ein gespenstischer Geruch von Asche begleitet Aldred Leith, den hoch dekorierten englischen Kriegshelden nach Süden, mitten hinein in die von er Atombombe verwüsteten Präfektur Hiroshima.

Das Buch erzählt in einer wunderbaren Sprache von der Liebe. Aber niemals fade, niemals abgeschmackt und immer wieder zauberhaft werden die Begegnungen Leith’s mit der feenhaften Helen und ihrem behinderten Bruder geschildert. Leben und Tod liegen bei jeder Begegnung sehr nahe beieinander.

Das Buch erzählt von unerträglichen Wunden und Narben; - nicht nur von denen, die der Krieg den Menschen geschlagen hat.

Die Liebe könnte alles heilen. Doch einfach ist das nicht. Die Zärtlichkeit und er hohe Respekt, der zwischen den Liebenden wächst, ist anfangs immer eine Reaktion auf das Entsetzliche das jeder neue Morgen den Menschen bringt.

Das große Feuer ist auch ein Roman über den Abschied und über Trennung. So zart und zerbrechlich die Beziehungen auch sind, um so mehr beibein sie Leben spendend - und das über den gesamten Handlungsbogen:

Helen die 17-jährige, Aldred der Kriegsheld mit tiefen Wunden und Benedict, der behindert ist, - spüren, dass der Tod in sie zurückflutet, wenn sie sich für kurze Zeit trennen müssen.

Ein Zug, der sich langsam in Bewegung setzt, ein Schiff, das in den Hafen von Hongkong einläuft, die Flugzeuge die in Kai Tak landen, die Menschen zusammenführen und sie wieder trennen. Alles das wird zu einem großen Zeichen. Zu einem Symbol für eine neue Zeit; - dafür, dass Liebe das Schicksal beeinflussen kann.

Shirley Hazzard hat einen großen Roman geschrieben. Sie erzählt die Geschichten der Menschen mit einer wunderbaren Sprache voll Romantik, Esprit und einer sehr zerbrechlichen Nüchternheit.
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